Pausen, Unterbrechungen und Wiedereinstiege

Habe ich wirklich seit zwei Monaten, meinem letzten Eintrag hier, nichts mehr praktisch erarbeitet, dass etwas mit dem Thema zu tun hat? Keinen Text? Keinen Ton?

Realitätscheck. 
Ok, ich habe habe am 21.1. meinen zweiten Definitionsversuch veröffentlicht.

Am 5.3. hatte ich zwei Text-Experimente der Analyse des oben angeführten Klangmaterials fertig gestellt.  Der erste ist mir zu persönlich zum veröffentlichen. Um den Zweiten gehts es jetzt im Folgenden.

Zusammenfassung.
Ich bin ja auch Dozentin für Soft Skills und sage meinen Studentin im Zeitmanagement-Workshop immer, sie sollen, wenn sie verwirrt sind, zusammenfassen, was sie schon haben. Das ist dann auch wie eine Art Aufwärmübung. Es würde ja keiner einen Sprint hinlegen, ohne sich vorher langsam eingelaufen hat. So ist es auch mit der geistigen Arbeit und ich habe nun Einschwingtag. Back to topic.

Ich finde ein Stück, das ich in die Kategorie Abdrift stecke. Das sind Stücke, Gedanken, Texte, also irgendwelche „Ausdrücke“, von denen ich denke, dass ich das Thema verfehlt habe. So war das auch bei dem Stück hier.

Alles weitere zur Erklärung findet sich hier:
Selbstanalyse DOK Versuch 2 Abdrift

Jetzt wo ich das Stück höre und den Text dazu lese bin ich sehr stolz, weil ich da was Schönes und sehr Sinnhaftes produziert habe. Und gleichzeitig bin ich geschockt, dass das offensichtlich erst drei Wochen her ist und ich die Bedeutung und das Glück beim Erzeugen dieser… dieses… was ist das denn nun?… gefühlt hatte, schon wieder vergessen hatte. Untergegangen in so etwas wie Alltag mit der Lohnarbeit, anderen Projekten und dem Privaten. Ver-rückt. Ich denke wohl schief.

Ach ja, ich hatte mir ein Stück aus „Resonanz“ von Hartmut Rosa vorgelesen, zwei oder drei Bandproben gehabt und ein neues Kollaborations-Projekt mit meiner lieben Freundin und Kollegin Aneta gestartet.

Ich bin in die Society for Artistic Research eingetreten und nehme in zwei Wochen an der Jahres-Konferenz teil.
Dann habe ich noch ein Buch entdeckt. „Emergent Strategy“ von Adrienne Maree Brown. Damit werde ich mich die nächsten Tage beschäftigen.

Wenn ich all das lese, bin ich erstaunt, was scheinbar ganz nebenbei alles passiert, wie ich doch irgendwie an diesem Projekt hier bin, es aber scheinbar nicht bemerke. In dem oben erwähnten Buch steht die Frage „Beachten/würdigen Sie die kleinen Schritte?“ Nein, tue ich nicht. Ich sehe all die kleinen Fortschritte erst, wenn ich sie dokumentiere. To Do.: In kleineren Einheiten dokumentieren, was ich tue. Dafür war dieser Blog hier gedacht.

andre fluegel 002

Abdrift

Thema verfehlt, hätten früher die Lehrer gesagt. Wie oft stand das am Rand meiner Deutscharbeiten? Ich musste mir das strukturierte Denken hart erarbeiten.
Mein Gehirn funktioniert assoziativ, zumindest sagen das die Menschen, denen ich mich mitteile. Meine innere Ordnung gehorcht nicht den Prinzipien einer Logik, die man als Außenstehender verstehen kann. Um mein inneres Gewebe aus Bildern, Klängen, Worten und den daran hängenden Erinnerungen, Ideenwelten, Konzepten, Verweisen und Gefühlen verständlich zu transportieren (das impliziert, dass ich verstanden werden will) muss ich immer eine Übersetzungsleistung betreiben. Vieles bezieht sich auf einander.

Bezugssysteme.
Vernetzt. Referenziell.

Und wenn ich nun einem Strang folge, impulsiv, intuitiv, dann rücke ich mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Thema ab. Ich begebe mich dann auf neue Pfade, an unbekannte Orte, entdecke Schattierungen dessen, was ich erarbeite, die ich nicht bedacht oder intendiert hatte.Und vielleicht passt es auch gar nicht. Dann gerate ich an ferne Orte und merke es spät oder gar nicht. Ich verirre mich vielleicht sogar. Das Verirren ist ein echter Luxus, denn es kostet Zeit und steht der Effizienz diametral entgegen.
Ich denke an…
Solnit, Rebecca: A Field Guide to Getting Lost
https://www.penguinrandomhouse.com/books/293600/a-field-guide-to-getting-lost-by-rebecca-solnit/

Und so driftete ich vorgestern ab. Und es entstand etwas, von dem ich nicht weiß, ob es Teil meines aktuellen Arbeitsprozesses ist, wird und wann oder ob ich das entscheiden muss.

Freude – Wenn etwas funktioniert

Nach der Optimierung meines Arbeitsplatzes, die nötig war, aber auch eine homöopathische Dosis Prokrastination andeutete, habe ich das getan, was ich meinen Studenten bei Verwirrung rate:

Zusammenfassen und Sammeln.
Was gibt es schon?

Und so öffnete ich den Status Quo meines Ableton-Sets. Ich habe lange nicht mehr reingehört und dann bin ich immer etwas ängstlich, weil ich denken könnte, es wäre totaler Scheiß, den ich da produziert habe. Ich wurde, wie doch des öfteren, eines Besseren belehrt. Mein tönender Status Quo gefällt mir. Er/Es/Sie funktioniert.

Ich sollte bald den Prozess starten herausfinden, warum mir etwas an meinem…
Output/Werk/Produkt/Produktion/Stück/Projekt….?…
gefällt.

Es macht für mich Sinn und zwar auf einer ästhetisch-strukturellen Ebene. Es bringt den Versuch einer Begriffsannäherung mit hörbar-erfahrbaren Mitteln (Sprache, Sound, Musik, Klang Geräusch etc.) in eine hübsche Form, die mir Selbst auch neue Erkenntnisse offenbart oder anregt.

Ich werde den Track heute aber nicht hochladen, weil mir noch zu fehlt um, einen nächsten Zwischenstand zu definieren. Das was nun implementiert werden muss, gehört in die nächste Version.

Ästhetisieren

Ich bin verwirrt. Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Werk oder Zyklus oder whatever das ist hier angehen soll. In mir schwirren alle möglichen Begriffe und Konzepte, Optionen, Ausdruckformen, Arbeitsweisen und Materialien durch den Kopf.

Rauschen
Heftiges Panning
Delay
Kakophonie

Verwirrung finde ich scheiße. Verwirrung ist ein guter Lernzustand, sagte mal einer meiner Coaching-Lehrer. Aber ich finde Verwirrung zum kotzen, sie macht mir Angst. Und soll mir mal jemand unterkommen, bei dem das anders ist… ich glaub es nicht. Verwirrung ist nicht gut fürs Gehirn, zumindest nicht als Dauerzustand.
Ich suchte also nach etwas wie einem Anker, einem Fels in der Brandung, irgend etwas das mir in diesem Prozess des multiplen Entwirrens von Verwirrungsschleifen etwas Halt geben kann, wie eine Verschnaufpause bei einer langen sportlichen Aktivität.

Ästhetisieren.
Ich möchte die Verschönerung von Inhalten in das Zentrum meiner Arbeit stellen. Ich möchte Dinge (vermutlich vor allem Klingendes) in eine Struktur bringen, die durch ihre spezifische Ordnung Wohlempfinden auslöst (hoffentlich nicht nur bei mir) und im besten Falle Erkenntnisse provoziert.

Aufwärmen – „Laboreinrichtung“

Ich dachte immer, ich würde zu viel Zeit darauf verschwenden, beim Start eines neuen Projektes meinen Arbeitsplatz einzurichten. Seit ich aber um die Wichtigkeit der Einrichtung meines „Labors“ weiß, genieße ich den Umbau, das nachdenken über neue Optimierungen und Erleichterungen, weg- und hinräumen von Büchern, Hilfmitteln (Brillen, Notizzetteln, Kopfhörern, Mikrophonen) und sogar das Putzen macht Spaß.

 

Inspiration:

 

 

 

 

Aufwärmen 1 – Vorbereitung, Zusammentragen, Überblick verschaffen

Ich bin in der Aufwärmphase. Einer von vielen Aufwärmphasen. Ich sage immer zu meinen Studenten, wenn ich ihnen versuche lernen beizubringen, dass man sich aufwärmen sollte, wie beim Sport. Kein Sportler käme auf die Idee unaufgewärmt einen Sprint hinzulegen. So ist es bei geistiger Arbeit jeglicher Art auch. Ich sammle dieser Tage also meine Bücher zusammen, schaue, was für Gedanken ich mir die letzten Monate gemacht habe, lese meine Notizen, schaue auf meine Mindmaps, lese meine getippten Texte und höre meine bereits (an-)produzierten Stücke. Ich verschaffe mir einen Überblick.

Hören, zu Gehör bringen
Eins ist klar, diese Arbeit hat mit Hören zu tun. Ich will das Hören ins Zentrum meiner Arbeit stellen und immer wieder darauf zurück kommen. Gedanken und Erfahrungen sollen hörbar gemacht werden.
To Do: Formen finden
Feature, Elektronische Musik, Klangcollagen, Hörexperimente, Audio Paper…
Ferner möchte ich mich nicht nur auf Sprache beschränken. Ich möchte einen höheren Ästhetisierungsgrad erreichen, als er mit Sprache für mich möglich ist. Ich finde der Klang der Deutschen Sprache engt mich zu sehr ein. Auch sein Genauigkeit. Irgendwann kommt sie mir immer hart vor und zu konkret. Sie schließt eher, als das sie öffnet (Hypothese). Ich will mit Sounds, Klängen und musikalischen Formen (was immer das auch ist) experimentieren.
Check:
Sound Studies und alles aus dem Umfeld

Aus dem hauseigenen Bücherregal:
Glennie, Evely: Listen World!
Krukowski, Damon: Ways of Hearing (als Buch UND podcast)
Voegelin, Samolé: Listen to Noise and Silence
Audio Culture – Readings in Modern Music
Nancy, Jean-Luc: Zum Gehör
Oliveros, Pauline; Deep Listening – A Composers Guide to Sound Practise

Aus dem Stadtbücherei-Account:
Kursell, Julia: Epistemologie des Hörens
Bayreuther, Rainer: Was sind Sounds? Eine Onotlogie des KLangs
Zender, Hans: Waches Hören – Über Musik
Hongler, Camille u.a.: Geräusch – das Andere der Musik
Miezkowski, Sylvia und Sigrid Nieberle: Unlaute – Noise/Geräusch in Kultur, Medien und Wissenschaften seit 1900
Bung, Stephanie und Jenny Schrödi: Phänomen Hörbuch – Interdisziplinäre Perspektiven und medialer Wandel
Rogg, Ursula: Das Feld betreten heißt das feld verändern – Audiodokumentation als Prozessbegleitung und künstlerische Bildungsforschung.

Meditation 1

In der Vorlesung über Experimentalität im SoSe20 schlägt Stephan Porombka Alltagsexperimente von Roger Pol-Droit vor. Ich folge impulsiv der Idee bei Min. 24.00.

Die Idee: 5 Minuten „Interreferenz“ sagen.

Anweisung an mich selbst.
Ich stelle einen Timer auf 5 Minuten.
Ich setze mir Kopfhörer auf.
Ich starte den Timer.
Ich sage ruhig immer und immer wieder Interreferenz.

Partitur (ein Versuch)
WH mind. 5 min
//:Interreferenz://

Ziel/Fragestellung/Experiment
Was passiert, wenn man ein Wort so oft wiederholt, bis es sich von seinem Sinn löst?
Was geht einem da durch den Kopf?
Wie hält man die Gedanken fest?
Ich beschließe ein Klemmbrett mit in den Versuchsaufbau zu nehmen.. nur zur Sicherheit..
Nein, ich schreibe in diesem Versuch nichts auf.

Ergebnis
5 Minuten sind zu kurz. Ich war erstaunt, wie schnell sie vorbei waren.Ich war erstaunt wie wenig langweilig es mir geworden ist dabei 5 Minuten das gleiche Wort zu sagen.
Interreferenz ist ein schönes Wort, stelle ich fest. Ich mag es. Ich mag seinen Klang und die Problemchen, die es bei der Betonung aufwirft. Es sind halt viele Silben.
Die Spur wird zum Material. Alles ist Material. Anders. Alles kann zu Material gemacht werden, wenn man es als solches definiert.
Plan 1. Ich werde es hören, wenn ich im Straßenverkehr unterwegs bin.
Plan 2. Ich werde darüber improvisieren und das aufnehmen.
Plan 3. Ich werde das ganze noch mal länger machen.
Plan 4. Ich werde die Spur in den Definitionsversuch einbinden.

Auftakt – Was bisher geschah

Ein neues Jahr. Ich möchte kurz zusammenfassen, was ich mir bisher zu meiner Arbeitsweise zu meinem Thema Inter|re|ferenz gedacht habe.

Im Zentrum meiner Arbeit steht die Entdeckung möglicher Konnotate des Denotates Inter|re|ferenz. Diese werden praktisch und theoretisch erarbeitet. Im Frontend entstehen Werke, Skizzen und/oder andere sichtbare künstlerische und theoretische Gebilde. Im Backend findet eine theoretische Beschäftigung Teilaspekten des Themas an sich, meiner Arbeit und meinem Selbstverständnis als Künstlerin sowie den Methoden und Theorien statt. Diese theoretischen Anteile werden ebenfalls sichbar gemacht und in den künstlerischen Prozess eingebunden.

workflow interreferenz kreis